Obwohl Musik bereits in der Blechtrommel (1959) eine unüberhörbare Rolle
spielt, ist die Bedeutung der Musik für die Prosa von Günter Grass lange
unbeachtet geblieben. Dabei war Grass in den 1950ern nicht nur Mitglied
einer Jazzband; die konkrete Auseinandersetzung mit Musik zieht sich
durch sein Gesamtwerk. Zur Beschreibung seiner Erzählstrukturen werden
häufig musikalische Begriffe herangezogen. Die vorliegende Dissertation
untersucht deshalb, welche intermedialen Bezüge zur Musik sich in Günter
Grass’ Prosa feststellen und wie diese sich beschreiben lassen. Ausgehend
von der Einsicht, dass Intermedialität erst durch gemeinsame Eigenschaften
der beteiligten Medien möglich ist, wird eine Methode erarbeitet, die von
der transmedialen Gemeinsamkeit von Literatur und Musik ausgeht. Am
Beispiel von Die Blechtrommel (1959), Ein weites Feld (1995) und Im
Krebsgang (2002) wird gezeigt, wie die Steigerung von Repetitivität und
Kontrast, Simultanität und Performativität die assoziative Verbindung des
Textes mit Musik ermöglichen. Dieser Bezug zur Musik ist kein Selbstzweck.
Unter Ausnutzung der transmedialen Gemeinsamkeiten wird der Hinweis
auf Musik zur Hervorhebung von Grass’ poetologischen Konzepten
Vergegenkunft und Gegenständlichkeit verwendet. Intermediale Bezüge
zur Musik erscheinen darüber hinaus als Teil einer grundlegenden und
vielfältigen Intermedialität in Werk und Arbeitsprozess von Günter Grass.